bewusst entscheiden – liebevoll :))



Worum geht es?

Wie werden in einer Gruppe am besten Entscheidungen getroffen? Das kommt natürlich auf die Situation und auf die Gruppe an, aber meine grundsätzliche Idee ist: Alle sagen ihre Meinung, und alle Meinungen fließen in die Entscheidung ein, und zwar so, dass am Ende alle mit dieser Entscheidung zufrieden sind. Wobei ich darüber hinaus denke, es gibt eine beste Entscheidung, und diese Entscheidung ist gleichzeitig die beste Entscheidung für jeden einzelnen!!

So laufen Entscheidungsfindungen aber nicht immer ab: In der Gruppe gibt es welche, die sich in den Vordergrund drängen, andere schweigen, und manche werden über­stimmt und nicht weiter beachtet. Das lassen diese aber oft nicht auf sich sitzen, sondern warten auf eine Gelegenheit, für ihre Sache zu kämpfen. Wenn sie zu schwach sind, sich zu behaupten, können sie sich um Unterstützung im Außen bemühen. Der Keim für eine gestörte Harmonie ist gelegt, die sich zu Konflikten, Aggressionen und sogar destruktivem Verhalten steigern kann. Dabei kann das Sich-in-den-Vordergrund-drängen mit den besten Absicht geschehen sein, z.B., wenn Leute einen großen Erfahrungsvorsprung haben oder zur Gefahrenabwehr.

Auch wenn wir allein für uns entscheiden, läuft ein Entschei­dungsprozess ab wie in einer Gruppe – mit demselben Spektrum an möglichen Problemen, die sich nicht unbedingt nur innerlich bemerkbar machen. Wenn wir z.B. einen Konflikt mit einem Kollegen haben, kann es sein, dass sich ein vernach­lässigter innerer Anteil Verstärkung im Außen geholt hat.

Aber welche Akteure kommen da in frage? Es gibt sehr viele, aber zum besseren Verständnis nenne ich modellhaft 5 Instanzen:

Die letzte Instanz, die ich kurz die Verbindende nenne, versucht mit Sensibilität und Kreativität und in Rücksprache mit den anderen, die beste Entscheidung zu finden, der alle gerne zustimmen.

Aber das klappt nicht immer. Unsere Arbeit besteht im Wesentlichen darin, unachtsame Entscheidungen zu korrigieren, mit anderen Worten, diejenigen (mehr) einzu­beziehen, die nicht (genügend) be- oder geachtet wurden. Das tun wir, indem wir mit der Verbindenden kommunizieren, die über alles bescheid weiß. Die Verbindende stellt also auch ganz anschaulich die Verbindung zu den inneren Instanzen her.

Dabei ist anzumerken: Entscheidungsfindungen sind immer im Fluss. Nach einer Entscheidung gibt es neue Erfahrungen und dementsprechend neue Rückmeldungen, die zu einer Neube­wertung führen können. Eine Entscheidung wird also nicht für die Ewigkeit getroffen. Es ist wie im Leben: Wir steuern ständig auf Leuchttürme zu, aber oft geht es nicht darum, sie zu erreichen, sondern die Richtung zu ändern, wenn ein neuer auftaucht. Wir können auch beim Vorwärtskommen behindert werden, wenn wir bei jedem leichten Wind die Segel reffen, bloß weil wir einmal Orkan erlebt haben.

Was mache ich?

Ich warte auf deine Zustimmung zu unserer Arbeit und kommuniziere dann mit deiner Verbindenden. Gegenüber einer Unterhaltung mit dir hat das den Vorteil, dass die Meinung deines Egos eine unter vielen ist. Dazu formuliere ich gedanklich Aussagen und nehme sie dann als zutreffend oder nicht zutreffend wahr. Ich habe eine Systematik entwickelt, die im Idealfall auf alle wichtigen Aussagen führt, die gerade dran sind. Anschließend gebe ich dir ein Protokoll unserer Arbeit.

Was tust du?

Zunächst musst du gar nichts machen. Du brauchst nicht einmal in der Nähe zu sein, während ich arbeite. Du musst vor allem vor Beginn der Arbeit deine Zustimmung geben. Und es ist wichtig, dass du während unserer Arbeit nicht „geladen“ bist. Dann solltest du erstmal um den Block laufen :))

Als Ergebnis der Arbeit ergeben sich oft Anregungen, also Handlungsmöglich­keiten, Ideen oder Ziele, zu denen du dir dann eine Meinung bildest. Dein Job ist zu entscheiden, was du damit machst. Oft reicht es schon, sich mit einer Idee spielerisch zu beschäftigen. Du tust nur das, was du mit einem guten Gefühl tun kannst.

Was kann es bringen?

Es geht darum, Entscheidungen bewusster zu treffen – und lievevoller!! Es gibt oft Situationen, in denen wir uns zwischen den Möglichkeiten A und B nicht entscheiden können. (Dramatisch gesprochen: Wir sind ver-zwei-felt.) Dabei ist die Entscheidung zwischen A und B vielleicht viel weniger wichtig als die Frage, was für ein Gesamtpaket man am besten schnürt, damit alle wichtigen Aspekte berücksichtigt werden.

Unachtsame Entscheidungen können viele negative Konse­quenzen haben. In extremen Fällen sind sie im Leben der/ des Betreffenden Ursache für destruktive Konflikte, für Krankheiten oder viele andere mögliche Leiden, seien sie körperlich, geistig, seelisch, sozial, in Beziehungen oder spirituell.

Unter dieser Voraussetzung darf man hoffen, durch ein Beachten der Unbeachteten und anschließend eine einvernehm­liche Entscheidung aller die entstandenen Leiden zu mindern.

Da ja jetzt alle mitreden, erkennen wir vielleicht Handlungs­möglichkeiten, die wir vorher nicht gesehen haben. Vielleicht lassen sich ja auch einige von den alten „Bremsern“ überreden, ihren Widerstand aufzugeben. Sie hatten mal gute Gründe für ihr Verhalten – oft ging es darum, uns zu beschützen –, aber die Zeiten haben sich geändert. Ebenso wäre es denkbar, durch ein achtsames Betrachten der Situation Dinge anders wahrzu­nehmen und zu be­werten. Wir nehmen das große Ganze und die Gemein­schaft mehr in den Blick. Es besteht die Chance zu verantwortungsbewussterem Verhalten und mehr Lebensfreude.

Wer entscheidet denn nun?

Was meine Arbeit betrifft: Das weiß ich nicht. Ich mache die Erfahrung, dass ich – wenn ich sorgsam arbeite und Aussagen formuliere, die dran sind – klare Rück­meldungen bekomme. In meinem Modell oben habe ich beschrieben, wie es sein könnte, dass ich also mit deiner Verbindenden kommuniziere, die Verbindungen in alle Richtungen hat. Aber das ist natürlich spekulativ. Letztlich kannst du nur das Ergebnis unserer Arbeit betrachten und beurteilen, ob dir diese Anregungen nützen oder nicht.

Dietmar Bellersheim www.bewusstentscheidenundliebevoll.de bewentulie@gmx.de

Was du machst, entscheidest du – was immer das heißt ;)